Kaufberatung
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- Veröffentlicht: Samstag, 03. Januar 2015 18:18
- Geschrieben von Super User
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Allgemeines:
Wie beim S2/RS2 hat sich die Audi AG bei der C4 Baureihe den S6PLUS als krönenden Abschluß einfallen lassen. Dabei gab es vom Ansatz her einige unterschiedliche Vorgehensweisen. Das Topmodell sollte den V8 Saugmotor beibehalten, das Fahrzeug sollte sich nicht so auffällig vom "normalen" S6 unterscheiden (wie beim RS2), eine Zusammenarbeit mit Porsche wurde nicht angestrebt. Vielmehr entstand das erste eigene Fahrzeug der Quattro GmbH. Die Aussage, dass der RS4 der erste PKW der Quattro GmbH sei, ist definitiv falsch! Somit ist der PLUS laut Fahrzeugpapieren kein Audi, sondern ein Quattro (gibt jedes mal Probleme beim TÜV, Zulassungsstelle und in den Werkstätten, weil es die Fahrgestellnummer bei Audi nun mal nicht gibt).
Im Herbst 1995 wude von der Audi AG der Beschluß gefaßt, daß die Quattro GmbH dieses Auto bauen soll. Die ersten Vorserienfahrzeuge wurden im März und April 1996 in den Dienst gestellt. Die eigentliche Produktion begann im Juni 1996 und endete im Juli 1997. Die Quattro GmbH hat 97 Limousinen und 855 Avants gebaut, (noch eine Falschaussage der Fachpresse, die RS6 Limousine sei das erste Auto der Quattro GmbH mit Stufenheck). Abgesehen von der Überarbeitung wurden einige Ausstattungsmerkmale in die Serienausstattung übernommen. So gehörten z.B. Xenon-Scheinwerfer, Leder-Alcantara-Ausstattung, Fernbedienung für ZV, Trennnetz (Avant), Ski-Sack und spezielle, farblich abgesetzte Fußmatten zur Serienausstattung. Den PLUS gab es nur mit Handschaltung!
Optische und technische Änderungen:
Von außen erkennt nur ein geschultes Auge die Unterschiede zwischen PLUS und Nicht-PLUS. Die zwei wohl markantesten Unterschiede (neben dem Schriftzug natürlich) sind 1. die breitere Reifen-Felgen Kombination (8x17J 6-Speichen Tiefbett 255/40ZR17) und 2. dass alle Chromteile (bis auf die vier Ringe) schwarz eloxiert sind. Wenn man genauer hinsieht erkennt man noch die größere Bremsanlage (323mm) mit den schwarz lackierten Sätteln.
Im Innenraum fallen neben den Leder/Alcantara Bezügen zunächst die weißen, schwarzen oder blauen Zifferblätter auf, der Tacho reicht bis 300 km/h, der rote Bereich im Drehzahlmesser fängt bei 7.000 U/min an. Im Drehzahlmesser und auf dem 3-Speichen-Lenkrad ist das S6PLUS Emblem zu sehen, übrigens wie beim RS2 mit einem blauen Streifen, aber natürlich ohne den Porsche-Zusatz, dafür steht im roten Feld "PLUS". Auch im Cockpit ist sämtlicher Chrom schwarz eloxiert (Ausnahme Audiringe und "quattro" Schriftzug).
Die inneren Werte:
Neben der bereits erwähnten größeren Bremsanlage (Gerling) entspricht das Fahrwerk dem Sportfahrwerk, welches man beim normalen S6 als Option bestellen konnte. Lustig ist dabei, daß der S6PLUS in den Prospekten grundsätzlich tiefer gelegt zu sein scheint. So tief, wie auf diesen Abbildungen ist kein Serien-S6PLUS. Die Abgasanlage ab den Kats ist eine Quattro-Eigenkonstruktion, die Krümmer, die Hosenrohre, die Lambdaregelung (zwei Sonden) und die beiden Kats sind aus dem S8 übernommen. Das Getriebe ist ab dem 3. Gang (4.,5. und 6.) erheblich kürzer übersetzt. Der Motor wird tatsächlich im 6. Gang abgeregelt, allerdings nicht bei 250 km/h, sondern bei 265 km/h (GPS-Wert). In den ersten 5 Gängen setzt der Drehzahlbegrenzer bei 7.250 U/min ein, im 6. Gang bei 6.800 U/min, angezeigter Wert auf dem Tacho liegt dann bei ca. 275 km/h. Wenn man diesen Begrenzer per Softwareeingriff entfernen läßt dreht er auch im 6. Gang bis an den Drezahlbegrenzer. Laut Tacho liegen dann knapp 290km/h an, dies entspricht effektiven 277km/h.
Weitere Änderungen:
Die Verdichtung wurde von 10,6 auf 11,6:1 angehoben, längerer Ventilhub für die Einlassventile (11,6 statt 10,1mm), größere Ventilüberschneidungen, Reduzierung der Schafftdicke der Ventile auf 6mm, gewichtsreduzierte Ventile, mechanischer Spielausgleich auf der Einlass-Seite zur höheren Drehzahlfestigkeit (keine Hydrostößel!!!), Hydrostößel auf der Auslass-Seite, schärfere Öffnungszeiten Kurbelwinkel (220 statt 205 Grad), das Schaltsaugrohr ist aus dem S8 übernommen worden, Anhebung der Motordrehzahl von 6.500 auf 7.250 U/min, statt Alu-Schwingungstilger an der Kurbelwelle ein solcher aus Grauguss, da keine Hydrostößel mehr vorhanden sind, reicht eine kleinere Ölpumpe aus (!).
Optisch fällt die andere Motorverkleidung, das Schaltsaugrohr sowie jeweils ein zusätzlicher Ölkühler für Getriebe und Motor auf. Die Motorelektronik mußte zwangsläufig angepaßt werden (höhere Drehzahl und Schaltsaugrohr). Angeblich hatten diese S6PLUS 4-Ventiler Motoren schon sehr viele Neuerungen dem kommenden 5-Ventiler V8 vorweggenommen, ein Indiz hierfür sind die vielen baugleichen Teile des kommenden S8. Somit ist der AHK Motor technisch wohl seiner Zeit voraus gewesen.
Technische Probleme (beim Kauf beachten):
Im Großen und ganzen ist der PLUS ein sehr ausgereiftes und wenig anfälliges Fahrzeug. Trotzdem gibt es ein paar Dinge, die beim Kauf beachtet werden sollten. Ich zeige nur einen Querschnitt durch viele von mir gefahrene PLUS auf. Das heißt nicht, daß jeder PLUS diese Mängel haben muß, oder das noch ganz andere Mängel existieren könnten.
- ein generelles A6-Problem ist die Klimatronik. Nach einer gewissen Laufzeit verabschieden sich die Stellmotoren der Klappen im Klimakasten. Dadurch fällt die Steuerung oben/unten und/oder warm/kalt aus. Außerdem neigt manchmal das Lüfterrad im Klimakasten auf der Welle zu rutschen, dadurch entsteht ein unangenehmes Quitschgeräusch.
- ein zweites typisches C4-Problem ist die Handbremse. Wenn die Handbremse nicht regelmäßig genutzt wird gammeln gerne die Kolben fest. Das erste Indiz ist ein sehr langer Anziehweg der Handbremse, später blockiert zumindest ein Rad, auch wenn die Handbremse gelöst wird.
- durch die breiten Reifen mit dem niedrigen Querschnitt leidet das Fahrwerk relativ zügig. Die Folgen sind Klapper- und Knackgeräusche. Meist läßt sich ein Knackgeräusch beim Einlenken schon durch eine Neujustierung des Spiels am Lenkgetriebe beheben.
- ein wichtiges Augenmerk sollte man auf die Xenonscheinwerfer richten. Diese gehören noch zur ersten Generation und sind nicht so haltbar, wie Audi es umworben hat. Wenn man das Licht einschaltet sollten beide sofort und beim ersten Versuch zünden. Geschieht dies erst beim zweiten oder dritten Einschalten, neigt sich die Lebenserwartung dem Ende zu.
Achtung: Früher gab es bei Audi nur den kompletten Scheinwerfer für sehr viel Geld (EUR 1.250 pro Seite!). Inzwischen gibt es bei Audi zumindest einzelne Baugruppen, so daß der Xenonbrenner mit Vorschaltgerät gewechselt werden kann (EUR 460 pro Seite). Wichtig ist dabei nach wie vor die Audi-Techniker auf diese Neuerung hinzuweisen, leider kennen die wenigsten diese neue Lösung. Anmerkung zur Gesetzeslage: Bis zum 01.01.1998 durften Xenon-Scheinwerfer ohne automatische Leuchtweitenregulierung und ohne Scheinwerferreinigungsanlage werksseitig verbaut werden. Da alle S6PLUS eine Erstzulassung vor diesem Datum haben, fallen sie unter diese Sonderregelung (diese Sonderregelung trifft in der Schweiz ebenfalls zu!).
- der Motor besitzt zwei Zündverstärker, die die Einzelzündspulen mit Strom versorgen. Diese gehen auch schon mal kaputt. Die Folge ist, daß eine Zylinderbank tot ist.
- In zwei Fällen ist mir auch eine defekte Servopumpe bekannt. Dadurch setzt die Servolenkung zunächst zeitweise aus.
- früher hieß es, daß das manuelle Getriebe mit der Leistung überfordert wäre. Zu diesem Punkt habe ich bisher keine negativen Erfahrungen gemacht. Auf eventuelle Lagergeräusche sollte aber dennoch geachtet werden.
- laut Audi ist ein Ölverbrauch bis zu einem Liter auf 1.000km in Ordnung. Nach meiner Erfahrung liegt er aber tatsächlich im Alltag bei 1l auf 15.000km, wenn alles in Ordnung ist.
- nicht wundern, wenn es im Sommer heiß ist, macht der Klimakompressor im ersten Gang sehr viel Lärm. Das hört sich fast so an, als ob man einen großen Jeep mit Geländeuntersetzung fahren würde. Das ist absolut normal!
- einige Mader lieben leider die Gummitüllen von den Sensoren für das Geschwindigkeitssignal und das Rückwärtsgangsignal. Die Tierchen beißen aber nie die Kabel durch, sondern nagen nur die Tüllen an. Die Konsequenz ist, daß Wasser in die Sensoren eindringt und somit der Tacho und die Rückfahrleuchten zunächst sporadisch ausfallen.
- noch zu beachten wäre, daß es KEIN Zubehör für diesen Wagen gibt! Damit meine ich Felgen, Sportfahrwerk, Abgasanlage, Bremsscheiben vorn, etc. Da die Stückzahl zu gering ist, macht sich offensichtlich kein Hersteller die Mühe ein TÜV-Gutachten erstellen zu lassen. Einzige Ausnahme ist RH-Alurad. Hier läßt dann jedoch die Qualität der Felgen zu wünschen übrig...